Seit wann gibt es Unstrut-Lamas und was ist das Besondere bei diesen Tieren?
Die Lamas leben seit 2008 bei uns, die Firma Unstrut-Lamas gibt es seit September 2010. 2020 war unser 10-jähriges Lama-Jubiläum, auf das wir ganz besonders stolz sind. Das Besondere an Lamas im Allgemeinen und an den Unstrut-Lamas im Besonderen ist ihre distanziert-höfliche Neugier, sie möchten unbedingt wissen, wer ihr Gegenüber ist. Dabei sind sie sehr vorsichtig und schauen, was braucht die fremde Person? Grenzen werden gut erkannt und gewahrt – sowohl fremde als auch eigene. Lamas und Alpakas kann man an sich nicht überfordern – und sie lassen sich nicht gern anfassen. Das respektieren wir und lehnen daher auch Anfragen für „Kuschelfotos“ ab, was leider derzeit vor allem bei den Alpakas sehr beliebt ist.
Haben Sie dafür eine spezielle Ausbildung gemacht?
Ich bin Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin und arbeite in der Erwachsenenpädagogik. Neben dem pädagogisch-psychologischen Studium habe ich viele verschiedenen Zusatzqualifikationen (zum Beispiel als zertifizierte Burnout-Beraterin, Schulwanderführerin, Kräuterpädagogin…) absolviert, die in meine Angebote einfließen. Speziell für den tiergestützten Bereich habe ich eine Ausbildung, welche nach den ESAAT-Richtlinien akkreditiert ist.
Wie viele Tiere leben bei Ihnen?
Wir haben derzeit fünf Lamas und zwei Hündinnen bei uns.
Gibt es bei den Tieren unterschiedliche Charaktereigenschaften?
Fünf Lamas und fünf verschiedene Charaktere (lacht). Unsere Tiere sind alle weggekauft, aus teilweise sehr schlimmen Umständen und teils gerettet. Daher spielt vor allem neben der eh schon besonderen Art der Lamas noch stark der Charakter und vor allem die Biographie des jeweiligen Tieres eine tragende Rolle.
Arbeiten Sie auch mit anderen Tieren in der tiergestützten Intervention?
Mit Hunden. Dazu noch die Natur als Erfahrungsraum – bei uns findet alles draußen im Wandel der Jahreszeiten statt. Unsere ausgebildete Therapiebegleithündin ist leider verstorben. Die anderen beiden Hündinnen sind zwar immer dabei, haben aber im klassischen TGI-Sinn keinen „Auftrag“. Sie spielen dennoch eine wichtige Rolle.
Was ist das Lustigste, das Sie je erlebt haben mit den Tieren?
Kindergeburtstag direkt auf der Lamaweide – unser Lama-Opa Cäsar kommt neugierig schauen, was da wohl alles auf dem Tisch steht – Schwupps, klaut er sich die Brötchentüte und rennt damit durch den Garten. Cäsar war früher ein Zirkuslama – wer weiß: Vielleicht ist „Brötchentüte-im-Maul-herumtragen“ eines seiner verborgenen Talente?
Können die Tiere auch mal genervt sein von der Arbeit? Wie zeigt sich das? Worauf achten Sie besonders?
Ja – genau wie wir. Wir haben auch nicht immer Lust auf Stress oder Trubel. Genervt ist vor allem Oskar, der einen schweren Start ins Leben hatte. Wenn es ihm zu viel, zu laut, zu schnell und vor allem zu blöd wird, dann zeigt er ganz schnell und ganz deutlich seine Grenze. Er zeigt dann sein „Spuckgesicht“ – das bedeutet, es wird gespuckt. An sich spucken Lamas nicht auf Menschen, da dies eine innerartliche Kommunikationsform darstellt. Menschen gehören nicht zu Herde und werden nicht bespuckt. Lamas lassen sich nicht überfordern – sie setzen sich einfach hin und verweigern die Mitarbeit. Wir achten gut auf die Tiere und den Tierschutz: Also keine Überforderung durch zu viele Termine, zu viele Gruppen oder ständige Spaziergänge. Die Lamas haben sehr viel Ausgleich zur Arbeit. Spezielle Wechselweiden stehen bereit, wo kein Besucher die Tiere stören kann. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Entspannung ist bei den Tieren ebenso wichtig wie bei uns Menschen.
Sie geben Seminare mit Lamas, was kann man sich darunter vorstellen? Für wen ist das geeignet?
Das kommt auf den Inhalt an. Zum einen habe ich Seminare speziell für Teams und Führungskräfte. Dort stehen Themen wie Kommunikation, Präsenz und Stressbewältigung im Vordergrund. Themen können sein „Wie wirke ich“ oder „Wie führe ich“ oder auch „Unser achtsamer Umgang im Team miteinander“. Das sind meist Tagesveranstaltungen und werden von Firmen und Einrichtungen gebucht. Die Lamas sind die Co-Trainer und wir können am Verhalten der Tiere vieles ablesen, was im menschlichen Miteinander für Stolpersteine sorgt.
Zum anderen habe ich Seminare und Coachings direkt für die tiergestützte Intervention (TGI). Diese Seminare richten sich direkt an Tierhalter:innen, die auch tiergestützt arbeiten wollen. Inhaltlich geht es vom Einstieg in die TGI (Wie fange ich an, welche Tiere passen zu mir) bis hin zur Ideenfindung (was kann ich vor Ort nutzen, habe ich eigene erste Ansätze) bis hin zur Konzeption für verschiedene TGI-Settings. Fragen dazu können beispielsweise sein: Wie baue ich ein Setting auf, was muss ich beachten, wenn ich einen Kindergeburtstag mit Lamas und Alpakas anbieten möchte, wie gestalte ich eine Achtsamkeitswanderung mit den Tieren, wie werbe ich, wie nutze ich Facebook und Instagram für meine PR, was mache ich plötzlich mit einer Schulkasse?
Diese Kurse richten sich ebenso an Einsteiger:innen wie auch schon an Anwender:innen der TGI, da der Austausch untereinander in der Gruppe einen großen Mehrwert bietet. Die Kurse werden neben Lama-und Alpakahalter:innen auch von Tierhalter:innen im Allgemeinen besucht. Viele Ideen kann man adaptieren. Die Seminare, Kurse und Coachings biete ich vor Ort und ebenso online an.
Wie wichtig ist TGI mit Tieren für Sie?
Die TGI mit den Lamas nimmt einen großen Stellenwert in meinem Leben und dem meiner Familie ein. Tiergestützte Arbeit ist eine ganz wundervolle Möglichkeit, Mensch-Tier-Begegnungen in der Natur zu gestalten und somit einen entlastenden Ausgleich zum Alltag zu schaffen: So sein zu dürfen, wie man ist, ohne sich zu verstellen. Die Tiere erkennen uns im Ganzen und nicht in der Rolle, die wir meinen, spielen zu müssen. Somit geschieht Heilung – ausgelöst durch die Tiere und die Natur. Diesen Impuls „mitgeben“ zu dürfen, ist eine wundervolle Aufgabe.
Vielen Dank Frau Kroll
* Bildrechte liegen bei Unstrutlamas, Feuerfünkchen und Wunschlichkeit