Interview mit Daniela Rohs vom Haustierregister FINDEFIX des Deutschen Tierschutzbundes

Erstmal herzlichen Glückwunsch zu 40 Jahren Haustierregister FINDEFIX des Deutschen Tierschutzbundes. Wie schwer fiel es dem Register damals, Fuß zu fassen?

Damals, 1981 hieß FINDEFIX noch schlicht „Deutsches Haustierregister“ und war das erste seiner Art. Zunächst stand das neu ins Leben gerufene Register den angeschlossenen Tierschutzvereinen und Tierheimen des Deutschen Tierschutzbundes zum Testen zur Verfügung. In der Zentrale füllten sich in der Folge die Regale mit Ordnern. Eine erste Computer-Anlage zur digitalen Erfassung sorgte dann aber für eine Erleichterung der Arbeit. Ab 1983 war das „Zentralregister vom Deutschen Tierschutzbund“ dann auch für alle Tierhalter nutzbar. Der Bedarf war einfach da! Seitdem hat die Arbeit immer mehr an Fahrt aufgenommen. 

Damals hat es allein über die Tätowierungen funktioniert, als es noch keine Chips gab?

Genau. Ab 1985 wurde ein einheitliches Tätowierungssystem empfohlen – bestehend aus einer Kombination von Autokennzeichen, Jahreszahl, den Initialen des Tierarztes und einer fortlaufenden Nummer. Die Tätowierung als Kennzeichnung ist aber immer wieder an ihre Grenzen gestoßen, weil die Zuordnung oft nicht eindeutig war. Zudem können Tätowierungen im Lauf der Zeit verblassen und dann kaum noch sichtbar sein. Ab 1991 gab es dann die Möglichkeit, Haustiere durch die Implantierung eines Transponders mit Mikrochip zu kennzeichnen. Das war ein Fortschritt, weil jedes Tier damit unverwechselbar war. 

Werden im digitalen Zeitalter Tiere schneller bzw. leichter wiedergefunden? 

Ja. Wir können heute mit wenigen Klicks prüfen, ob ein Tier registriert ist. Auch ein schneller Austausch mit anderen Registern sowie den uns angeschlossenen 550 Tierheimen ist möglich. Und natürlich bietet auch die digitale Verbreitung der Suchplakate, die Tierhalter auf findefix.com kostenfrei erstellen können, tolle Möglichkeiten: Vermisste Tiere können so vielfach geteilt werden, was die Erfolgschancen natürlich erhöht.   

Was ist das Tierdiebstahlregister? 

Anfang der 1980er Jahre war es kein ungewöhnliches Szenario, dass Vierbeiner plötzlich und ohne jede Spur verschwunden waren. Viele Tiere wurden gestohlen und von Versuchstierhändlern illegal weiterverkauft. Weil Tierdiebe Halsbänder und Marken leicht entfernen können, brauchte es eine andere Art der Kennzeichnung. In einer Sitzung des Führungsgremiums des Deutschen Tierschutzbundes fiel damals die Entscheidung, ein Haustierregister einzuführen. Man wollte es Tierdieben schwerer machen, aber auch im Kampf gegen den illegalen Tierhandel musste ein zentrales Register für Haustiere her. Wegen immer noch hoher Diebstahlzahlen wurde 1999 dann zusätzlich ein spezielles »Tierdiebstahlregister« eingeführt, um in Kombination mit dem Haustierregister dem Diebstahl von Hunden und Katzen ein Ende zu bereiten. Durch eine verbesserte Datensammlung von verschwundenen Tieren konnte man sich einen Überblick über die Gesamtlage verschaffen und die gesammelten Erkenntnisse dann schlussendlich an die ermittelnden Behörden übergeben. 

(Das „Tierdiebstahlregister“ in der Form gibt es heute aber nicht mehr.)

Sind sich Halter heute der Wichtigkeit von Registrierungen bewusst? Und hat sich das Bewusstsein verändert im Laufe der Jahre?

Seit den 1980er Jahren ist die Möglichkeit der Kennzeichnung und Registrierung natürlich viel bekannter geworden. Für viele Tierhalter ist das mittlerweile Standard. Dennoch: Es gibt noch immer zu viele Tierhalter, die ihr Tier nicht kennzeichnen lassen – und noch mehr vergessen im Anschluss die Registrierung. Mehr als die Hälfte aller Katzen und Hunde sind derzeit nicht in einem Haustierregister registriert. Wir erinnern deshalb immer wieder daran, dass nur die Kombination beider Maßnahmen – Kennzeichnung und Registrierung – sicherstellt, dass ein gefundenes Tier schnell seinem Besitzer zugeordnet werden kann, der es sehnlichst vermisst. Wichtig ist dabei auch, das die im Register hinterlegten Daten aktuell sind. Viele Tierhalter vergessen leider, bei einem Umzug oder im Fall einer neuen Handynummer auch ihre Kontaktdaten zu aktualisieren. Eine kurze an Info an FINDEIX ist hier ausreichend, um weiter die schnelle Rückverfolgbarkeit im Fall der Fälle sicherzustellen. 

Geht es bei FINDEFIX nur um Hunde und Katzen?

Nicht nur.  Auch Kleintiere, wie Kaninchen, können registriert werden. Ebenso Pferde oder Schildkröten. Bei Ziervögeln kann anstelle der Chipnummer die Ringnummer aufgenommen werden. Weil Katzen und Hunde in Deutschland die beliebtesten Haustiere sind, ist es aber nicht verwunderlich, dass man diese Tiere am häufigsten im FINDEFIX-Register findet. Dabei werden Katzen am häufigsten vermisst gemeldet: Bei rund 88 Prozent der Vermisstmeldungen, die bei FINDEFIX eingehen, handelt es sich um vermisste Katzen. Dabei spielt die Tatsache eine Rolle, dass Katzen mit Freigang – anders als Hunde – alleine draußen unterwegs sind. Insbesondere, wenn die Katze dann an einem weiter entfernten Ort aufgegriffen wird, ist eine Zuordnung zum Besitzer kaum noch möglich. Kennzeichnung und Registrierung sind hier die einzige Chance.

Wie viele Tiere entlaufen in Deutschland jährlich und wie lange sind sie verschwunden?

Leider gibt es keine aussagekräftige Statistik zu entlaufenen Tieren in Deutschland. Oft vergessen die Halter auch vor Freude, dass das verschwundene Familienmitglied wieder heimgekehrt ist, uns eine Rückmeldung über das Wiederauffinden zu geben. Man kann aber sagen, dass Hunde in der Regel schneller wiedergefunden werden als Katzen, da es einfach auffälliger ist, wenn ein Hund in Deutschland alleine auf der Straße unterwegs ist. Bei Katzen ist es oft schwierig zu unterscheiden, ob es sich um einen Freigänger oder ein vermisstes Tier handelt. Hier muss man ganz genau hinsehen und aufmerksam sein.

Versuchen Sie bei FINDEFIX auch Aufklärungsarbeit zu betreiben?

Auf jeden Fall. Sowohl FINDEFIX als auch der Deutsche Tierschutzbund selbst sind hier aktiv. Wir nutzen vor allem die Social-Media-Kanäle für die Aufklärungsarbeit und fahren auch eigene Kampagnen, wie ab 2018 die Kampagne „#RegistrierDeinTier“, um noch mehr Tierhalter zu erreichen. 

Hat die Flutkatastrophe in NRW zu erhöhter Nachfrage geführt? Und konnten Tiere durch die Registrierung wiedergefunden werden?

Die Flutkatastrophe hat uns gezeigt, auf welch tragische Weise Haustiere von ihren Besitzern getrennt werden können: Tiere wurden von der Flut davongespült, fanden angesichts der verwüsteten Umgebung nicht mehr nach Hause oder konnten aus zerstörten Häusern ins Freie gelangen. Viele Menschen meldeten ihre Tiere als vermisst. Und viele Tierheime nahmen insbesondere Katzen, aber auch Hunde und andere Tiere auf, die orientierungslos herumirrten oder verletzt geborgen wurden. Waren die Tiere gekennzeichnet und registriert, konnten die Menschen wieder mit ihren geliebten Tieren zusammengeführt werden. FINDEFIX verteilte mehr als 40 Chiplesegeräte zur Identifizierung von Haustieren – und war rund um die Uhr erreichbar, um Tiere und ihre Halter wieder zu vereinen oder bei Totfunden zumindest Gewissheit über den Verbleib des geliebten Familienmitglieds zu verschaffen. 

Wie werden Ihre Mitarbeiter für den Umgang mit verzweifelten Haltern geschult?

Unsere Mitarbeiter sind allesamt sehr erfahren im Umgang mit Haltern vermisster Tiere. Jeder Fall ist aber individuell und braucht auch eine angepasste Beratung. Auf der einen Seite ist die Empathie gegenüber den Sorgen der Halter ein entscheidender Faktor. Wir geben alles dafür, dass sie sich in dieser Ausnahmesituation gut aufgehoben fühlen und müssen trotzdem alle für eine Suche relevante Informationen gebündelt vermitteln. Besondere Fälle reflektieren wir gemeinsam im wöchentlichen Team-Meeting. Außerdem steht für unser Team bald ein Seminar mit einem sogenannten Pettrailer an, da auch wir immer noch dazulernen und uns mit Informationen zu neuen technischen Möglichkeiten in der Tiersuche vertraut machen, um individuell beraten zu können.

Herzlichen Dank Frau Rohs

Bilder: Deutscher Tierschutzbund e.V.